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Die machen was sie wollen!

"Es ist immer das Gleiche: ich stelle jemanden ein, am Anfang klappt alles wunderbar. Wir sind beide begeistert und verstehen uns prima. Schon nach kurze Zeit ist der Lack ab. Auf einmal muss ich doch wieder Aufgaben erledigen, um die ich mich eigentlich nicht mehr kümmern wollte; von denen ich dachte: das macht jetzt die oder der Neue. Die meisten machen eigentlich immer weniger und vor allem was sie wollen! Früher oder später kommt die erste Krankmeldung. Dann mache ich den Job wieder, während ich den Lohn fortzahle. Die Kündigung ist absehbar und ich fange wieder an, jemanden zu suchen."

 

Das erzählte mir neulich eine langjährige Gastronomin. 

 

Frustriert fragte sie: "Wie kann ich dieses Muster unterbrechen?"

Lernen ist wachsen

Verzweifelt redet sie sich ein: "Ich kann nicht führen!"

Sofort widerspricht sie sich selbst: "Noch nicht. Aber ich will es lernen!" Sie ist wild entschlossen: sie setzt sich aufrecht hin, Schultern nach hinten, Brust 'raus, Feuer in den Augen.

 

"Ich mache das jetzt schon 10 Jahre und hab schon soviel geschafft. Jetzt will ich weniger operativ arbeiten. Dieser Laden muss auch ohne mich laufen!"

 

Ganz offenbar ist sie bereit für den nächsten Schritt, weit ausserhalb ihrer Komfortzone.

Die wichtigeste Erkenntnis: "es wird sich nichts ändern, wenn ich mich nicht ändere."

Führung ist Service

Was kannst Du tun, damit der Laden auch ohne dich läuft?

Hier kommen 2 Tipps, die mir weiter geholfen haben:

  1. Systeme bauen
  2. Verantwortung abgeben

Ein System bauen bedeutet soviel wie: ein Spiel kreieren und die Spielregeln festlegen. Ein prima Service für dein Team!

 

Nehmen wir als Beispiel die Aufgabe "Speisenangebot".

  • Fange einfach an: pro Jahreszeit 3 Vorspeisen, 3 Hauptgerichte, 3 Nachspeisen und ggf. 3 sonstige Artikel und trage diese in eine Matrix ein. Für diese 48 Artikel entscheidest Du dich.
  • Standardisiere* alle Artikel: rezeptiere, kalkuliere und fotografiere sie. Schreibe eine Zubereitungsanleitung und lege Qualitätskriterien fest. Drucke pro Artikel eine Seite aus und hefte sie in das "Handbuch für die Küche".
  • Zeige deine Küchenteammitglieder anhand dieses Handbuches wie Mengen dosiert und Rezepte gekocht werden, wie die Gerichte schmecken und aussehen müssen. Koche die Gerichte so lange zusammen, bis deine Teammitglieder es ohne dich können.
  • Bilde eine Crewtrainer*In aus, der oder die in Zukunft neue Küchenteammitglieder einarbeitet.
  • Sage deine Teammitglieder dass Du ihnen die Aufgabe zutraust und Du dich voll auf sie verlässt.

So ein "System" bringt einige Vorteile:

  • In den nächsten 12 Monaten musst Du dir keine Gedanken mehr über das Sortiment machen.
    Gute Ideen sammelst Du in einem Ordner für das nächste Jahr.
  • Mit einer kleinen Karte  hilfst Du deinen Gästen, eine Entscheidung zu treffen. Das ist ein guter Service.
    Die Gäste haben weniger "Auswahl-Stress".
  • Deine Teammitglieder tun sich leichter und sind produktiver.
  • Dein Wareneinsatz wird wahrscheinlich sinken.

Flankierende Systeme sind: Bestellwesen, Speisen- und Getränkekarte, Kasse, Crewtraining...

 

*mit Food Notify, das digitale Kochbuch 

Jeder muss sich mal an die heiße Herdplatte brennen

Je nach Größe deines Teams kannst Du langfristig die Aufgabe "Speisenangebot" natürlich delegieren. Derjenige der/die diese Aufgabe übernimmt lebt die Philosophie deines Unternehmens und kennt deine Werte in- und auswendig.

 

Um Verantwortung zu delegieren braucht es immer zwei: jemand der die Verantwortung abgibt und jemand der sie übernimmt.

 

Wenn Du Verantwortung abgeben willst, musst Du sicherstellen, dass derjenige, der sie übernehmen soll alles kann und weiß um die Aufgabe gut zu meistern. Nehme vor allem nichts als selbstverständlich und male dir aus, was das Schlimmste ist was schief gehen kann.

 

Und dann: hop oder top!

Wenn Du erst Verantwortung abgibst und dann wieder zurück ruderst, wird dein Teammitglied bald die Motivation verlieren. Ein klares Anzeichen für's Zurückrudern ist der Satz: "wenn ich nicht alles selber mache!" oder so ähnlich.

Die Folge: Du wirst immer mehr selber machen, deine Teammitglieder tun nur was Du ihnen sagst und übernehmen keine Verantwortung.

 

Verantwortung abgeben heißt vor allem: loslassen mit aller Konsequenz.

 

Unter uns:  Ich musste erst mal lernen, los zu lassen.

Und war lange der Meinung, dass viele meiner Aufgaben niemand so gut erledigen konnte wie ich. Ich war gefangen in meinem Perfektionismus und dachte auch noch, das sei eine Stärke.

Bullshit! Niemand wird meine Aufgaben jemals so erledigen wie ich. Das geht ja gar nicht, denn wir sind alle einzigartig.

Aber wie wichtig ist das eigentlich? Für mich und mein Ego schon. Aber bestimmt nicht für unsere Gäste.  Und darum geht's doch!

 

Ja, das hat ein Risiko:

Es wird auch mal etwas schief gehen. Auch das gehört zum loslassen. Auch mit dem besten Trainingsprogramm wirst Du nicht alle möglichen Fehler verhindern können. Jeder muss sich mal an die heisse Herdplatte brennen. Das ist Lebenserfahrung. Und weißt Du was: die Welt dreht sich weiter.

 

Aber Loslassen hat auch große Chancen:

Ich durfte erfahren, dass meine Teammitglieder Aufgaben sogar besser lösten als ich. Und sich dadurch weiterentwickelten. In jedem Fall hatte ich mehr Zeit für andere unternehmerische Aufgaben.

 

Davon profitieren alle im Unternehmen: die Teammitglieder, die Gäste und Du als Chef*In!

Wie würdest Du das lösen, wenn es dein Laden wäre?

Wir - also mein Mann und ich - wurden früher öfters zuhause angerufen, wenn unsere Schichtleiter*Innen nicht mehr weiter wussten. Meistens zu "ungünstigen" Zeiten: mitten in der Nacht, in aller Herrgottsfrüh oder am Sonntagnachmittag wenn wir auf der Couch lagen. Meistens zu semi-wichtigen Themen - wie wir fanden.

 

Natürlich wollten wir im Zweifel IMMER für unsere Teammitglieder dasein. Und anfangs lösten die Anrufe vielleicht auch noch so ein schmeichelndes Gefühl der Unentbehrlichkeit aus. Aber irgenwann ging es uns ziemlich auf den Wecker. Deshalb entwickelten wir ein System:

 

Als Schichtleiter*In bist Du verantwortlich für den reibungslosen Ablauf in deiner Schicht. Wenn Du nicht mehr weiter weißt, kannst Du uns immer anrufen. Bevor Du anrufst stellst Du dir selbst bitte die Frage:

 

"Wie würdest Du das lösen, wenn es dein Laden wäre?"

 

Fast alle Schichtleiter*Innen trafen sehr gute Entscheidungen. Wir konnten uns auf sie verlassen!

 

Aber nicht immer. Manchmal zahlten wir auch einen hohen Preis für eine Fehlentscheidung. Das war "part of the game". Wir fanden: lieber eine falsche Entscheidung getroffen als gar keine. Denn wer keine Entscheidung trifft, gibt die Verantwortung ab und lässt die Dinge einfach geschehen. Fehlentscheidungen wurden in unserem Team eine Quelle der Innovation und die Anrufe wurden immer weniger.

Ein Service-Feuerwerk zünden

Das waren nur 2 Tipps die dir einerseits helfen, den Rücken frei für unternehmerische Aufgaben zu bekommen und andererseits Teammitglieder eine Möglichkeit bieten sich weiter zu entwickeln. Das motiviert!

 

Willst Du mehr davon?

Dann ist der Workshop

 

"Mitarbeiter motivieren und ein Service-Feuerwerk zünden"

 

am 16. Juli in München genau das Richtige für dich.

 

Alle Infos bekommst Du hier:

Mehr gute Nachrichten

Mehr gute Nachrichten über Gründen, Führen und Service findest Du in meinem Online-Magazin "Service Spot". Schau doch einfach mal vorbei:

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