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Meine Herzensangelegenheit

Wenn ich an meine Hotelfachschulzeit zurück denke, dann wird mir immer noch warm ums Herz - obwohl es wirklich schon sehr lange her ist ;-).

 

Als junges Mädchen fuhr ich jeden Tag mit dem Bus 'ne Stunde hin und 'ne Stunde zurück. Vier Tage pro Woche hatten wir Theorie: Weinkunde, Menükunde, Fachkunde Küche, Fachkunde Service, 4 Sprachen, Etiquette, BWL, VWL, Fachkunde Tourismus, Marketing und ich weiß nicht mehr so genau was noch. Ein Tag pro Woche hatten wir Praxis im Schul-Restaurant "Le Coqueron", die eine Woche im Service, die andere Woche in der Küche. Mega!

 

Im Restaurant fühlte es sich für mich irgendwie immer an wie ein "Heimspiel", da fühlte ich mich wie ein Fisch im Wasser. In der Küche musste ich mich mehr anstrengen. Das war nicht so mein Ding. Aber meine Freundin Marianne und ich hatten immer unglaublich viel Spaß. Wir nahmen es alles nicht so ernst und alberten einfach herum. So schlimm, dass unser Küchenlehrer uns mal hochkant 'rausschmiss: "Verschwindet, ich kann euer Gekiecher nicht mehr hören!" Upppps! 

 

Na ja, wir waren keine traurige Seelen und machten uns eine schöne Zeit in unserem Lieblingscafé in der Stadt.

Musste ja niemand wissen ;-).


Das ganze Leben war 'ne Party

Wir machten feuchtfröhliche Studienreisen in deutsche und französische Weinanbaugebieten, mit mehr Weinverkostungen als uns lieb war. Wir gröllten lauthals die Hits von damals: "Skandal um Rosi" von Spider Murphy Gang und "99 Luftballons" von Nena. Wurden als Service-Brigade von der Fluggesellschaft "Martinair" für ein Gala-Bankett mit 2.000 Personen in der "Nieuwe Kerk" in Amsterdam gebucht und trafen dort Kollegen von alle anderen Hotelfachschulen in Holland. Machten mit beim Beaujolais Primeur Race um die ersten Flaschen Beaujolais des Jahrgangs für unser Schul-Restaurant zu ergattern. Und feierten jedes Jahr den Abschlußjahrgang mit einem stilvollen Ball. Einmal auf einem Party-Schiff; am nächsten Tag lagen wir fast alle mit einer Salmonellen-Vergiftung im Bett. Das war nicht lustig, aber sehr lehrreich für das Fach HACCP.

 

Unser Leben war eine Party!

 

Schon damals war die Abbruch-Quote hoch. Mein Servier-Lehrer sagte mir mal: "Nur 2 % von den Leuten hier werden langfristig in der Hotellerie oder Gastronomie bleiben." Und sagte voraus: "Du gehörst dazu." Scheinbar kannte er seine Pappenheimer gut.

 

Trotz der vielen Partys hab ich auch viel gelernt. Oder vielleicht wegen?

Ehrlich gesagt bin ich richtig stolz darauf, dass ich die Ausbildung in 1984 als beste Schülerin meines Jahrgangs abgeschlossen habe. Ich durfte sogar mitmachen beim "Bilderberg-Preis". Die holländische Hotelgruppe Bilderberg zeichnete damals die beste Hotelfachschüler*In von ganz Holland aus. Ich bin dankbar für die unvergessliche Tage zusammen mit ambitionierten Gleichgesinnten. Nur eine/r konnte gewinnen, aber irgendwie fühlten wir uns alle als Sieger. 

 

Ich habe meine Schulzeit sehr intensiv erlebt und positiv in Erinnerung. Bin meinen Eltern unsagbar dankbar, dass sie mich unterstützt haben bei meiner Wahl. Mein Vater sagte: "Das ist ein sicherer Beruf, Mädel. Die Menschen werden immer Essen, Trinken und Feiern." Nie haben sie mich abgeraten, versucht mich umzustimmen oder gar abfällig vor unserem Beruf gewarnt.

 

Übrigens: Feiern tue ich heute immer noch sehr gerne!

Da will ich dabei sein!

Bis heute schlägt mein Herz schneller, wenn ich in Schulen bin, wo junge Menschen für die Hotellerie & Gastronomie ausgebildet werden. Für mich ist es immer wieder ein Zauber, umgeben zu sein von Menschen, deren Herz auch für glückliche Gäste schlägt.

 

Als Angela Inselkammer vom DEHOGA Bayern vor ein paar Jahren in einem Vortrag erzählte, dass sie die "Akademie Junger Gastronomen" plant, kam mir sofort der Geistesblitz:

 

"Da will ich dabei sein!"

 

Erst dachte ich: "Aber wie komme ich an sie heran?"

Dann habe ich ihr einfach eine handgeschriebene Karte geschickt. Das hat funktioniert. Schon bald meldete ihr Team sich bei mir um die ersten Termine zu vereinbaren. 

 

Die Akademie Junger Gastronomen wird veranstaltet vom DEHOGA Bayern. Auszubildende, die Träumen von einem eigenen Lokal oder Hotel können innerhalb ihrer Ausbildung einen Existenzgründungskurs belegen, in dem Themen wie Marketing, Recht, Personalwirtschaft, Betriebswirtschaft und Business Plan dran kommen. Die Qualifizierungs-massnahme dauert zwei Wochen, eine Woche im zweiten und eine Woche im dritten Lehrjahr.

 

Nächste Woche ist es wieder so weit. Ich freue mich schon mächtig auf 2 Tage an den Berufsschulen in Rosenheim und Bamberg und auf die begeisterte Auszubildende mit denen ich mich über Personalwirtschaft und die Zukunft unserer Branche austauschen darf.

 

Ich kann es kaum erwarten!

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