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Der schönste Tag in meinem Leben

10. September 2004

 

Ich erinnere mich noch ganz genau.

Es war an einem schönen, spät-sommerlichen Freitagnachmittag, als wir unseren Laden eröffneten, das Coffee Fellows in der Schützenstrasse in München. Die Erinnerung erfüllt mich immer noch mit Stolz.

 

Den ganzen Tag hatten wir geputzt, eingeräumt und vorbereitet. Die liebe Kollegin Dagmar vom Coffee Fellows im Tal hat uns allen trainiert, wie man den Kaffee kocht und die Bagels schmiert. Tagsüber hatten wir die Eingangstür versperrt mit Barhocker, damit WIR zwar 'rein- und 'rausgehen konnten um die Terrasse aufzubauen aber für die Gäste ersichtlich war, dass wir noch nicht fertig waren. Jetzt nur noch die letzten Kleinigkeiten: die farbenfrohe Blumentöpfe auf der Terrasse richten, WC-Papier auffüllen und die Griffspuren von den Glastüren entfernen...

 

17 h - Ich war so unglaublich aufgeregt!

Ich bat alle Handwerker, die noch an irgendwelchen Kleinigkeiten bastelten,  JETZT fertig zu sein. Mit unseren Teammitgliedern feuerten wir die Stimmung mit einem High Five noch einmal an und ich stellte die Barhocker weg, so dass der Eingang jetzt wirklich offen war. 

 

Und dann ... kam der erste Gast und bestellte einen Latte Macchiato!

 

Ein Wahnsinns-Moment, Dopamin pur.  Überglücklich wurde mir klar: Ich bin seit genau 5 Minuten Coffee Shop Betreiberin.

 

Ich werde diesen Moment nie vergessen. Selbst jetzt, wenn ich darüber schreibe, wird es mir immer noch warm ums Herz. Es war der schönste Tag in meinem Leben.

Mut ist, wenn man Angst hat und es trotzdem macht

Schon gleich am Samstag toppten wir den Break Even Umsatz.

 

Pffff! Ein Stein fiel mir vom Herzen.

 

Im Mai hatten wir - mein Mann Peter und ich - uns entschieden, der erste Franchise-Nehmer bei Coffee Fellows zu werden. Bevor wir den ersten Kaffee verkaufen konnten gaben wir sehr viel Geld aus für den Umbau und die Einrichtung unseres Ladens. Und wir unterschrieben einen Mietvertrag für 10 Jahre über eine 7-stellige Summe. Alles was wir hatten kratzten wir zusammen und investierten praktisch Haus und Hof.

 

Die Zeit vor der Eröffnung hatten wir viele schlaflose Nächte. 

 

NIEMAND konnte uns garantieren, ob das gut ging. 

 

Natürlich hatten wir alles möglichst gut recherchiert: Break-Even-Rechnung, Standort-Analyse, Vorschau für 3 Jahre usw. Und natürlich profitierten wir als 4. Standort von Coffee Fellows von deren Markt-Erfahrungen. Aber ein gewisses Rest-Risiko bleibt natürlich immer.

 

Und oh mein Gott, wenn das schief ging!

Ich hatte Angst.

 

Aber es gab kein Weg zurück. Wir erlebten: Mut ist, wenn man Angst hat und es trotzdem macht. 

Dieser Laden muss auch ohne uns laufen

Am Nachmittag der Eröffnung nahmen mein Mann und ich ein Becks aus dem Kühlschrank, setzten uns auf die Terasse, prosteten uns zu und entschieden: "Dieser Laden muss auch ohne uns laufen."

 

Erst viel später erfuhr ich, wie wichtig diese "Entscheidung" war. Damit programmierten wir unser Mindset und organisierten den Laden eben so, dass der auch ohne uns lief. 

 

Es dauerte eine Weile, bis ich "mein Baby" loslassen konnte. 

Aber schon nach ca. einem Jahr hatten wir eine 5- bis 6-Tage-Woche und arbeiteten zwischen 40 - 50 Stunden pro Woce. Also relativ "normal" aber für die Gastronomie nicht so üblich. Und nach dem zweiten Jahr fuhren wir mindestens einmal pro Jahr für ca. 2 Wochen in Urlaub. 

 

Wer lernten: "Wer Vertrauen säht, wird Vertrauen ernten."

 

Und machten uns entbehrlich.

 

Mit der Weisheit "Der Friedhof liegt voller unentbehrlichen Leuten" konnten wir uns besser identifizieren als mit dem Klischee "Selbständig = selbst und ständig". 

Wolke sieben

Unsere Rechnung schien aufzugehen.

 

Schon nach wenigen Wochen schafften wir fast täglich den Break Even Umsatz, die Umsatzkurve entwickelte sich planmäßig. Wir wurden jeden Tag ein bisschen schneller, so entwickelte sich auch unsere Produktivität pro Mitarbeiterstunde planmäßig. In den ersten zwei Monaten war unser Wareneinsatz etwas höher als geplant, aber auch das bekamen wir schnell in den Griff.

 

Es kamen immer mehr Gäste, einige davon sogar schon täglich!

Unsere Gastgeber*Innen kannten schon bald ihren Namen.

 

Ich schwebte auf Wolke Sieben. Coffee Shop Betreiberin...

Nichts war zu viel. Ich machte Frühschicht, Spätschicht und Doppelschicht, egal. Sprang ein wann es nötig war und auch wenn ich nicht im Laden war dachte ich zumindest über Optimierungen nach.

 

Das Schöne war:

Parallell war ich in Teilzeit als Franchise-Beraterin für die Coffee Fellows Zentrale tätig. Meine Ideen konnte ich dort einbringen und entwickeln, dann erstmal im eigenen Laden testen und schließlich im gesamten System ausrollen. In meiner Doppelrolle als Franchise-Geber und als Franchise-Nehmer wusste ich genau von was ich rede.

Ups & Downs

Natürlich ging es nicht immer weiter auf der Wolke Sieben. 

Über die Ups & Downs erzähle ich ein nächstes Mal. 

 

Aber ja, es ist wahr:

Für mich war der schönste Tag in meinem Leben die Eröffnung unseres Coffee Shops.

 

Und ich wünsche jeden der gründet auch so einen wunderschönen Tag!

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